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Konzepterstellung und Standortsuche

Im nächsten Schritt beginnen Sie am besten mit einer groben Datenerhebung (räumliche Differenzierung demographischer Kennzahlen und Nachfrage nach Lieferungen).

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Bedenken Sie, städtischer Güterverkehr besteht aus mehr als „nur“ Paketen. Die Integration weiterer Gütergrupen und Lieferketten in einen geplanten (Mikro-)Hub kann sowohl die Wirkung, als auch die Komplexität eines Projektes stark erhöhen.

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Soll der Mikro-Hub nur Pakete aufnehmen, bieten sich leitfadengestützte Interviews mit KEP-Dienstleistern an. Fertigen Sie im Zuge der Interviews für jeden Paketdienstleister einen Kriterienkatalog an, um die Übersicht über deren unterschiedlichen Anforderungen zu bewahren und später mit den Gegebenheiten an potenziellen Standorten abgleichen zu können.

Als nächstes sollte ein grundsätzliches Betriebskonzept bzw. mehrere Konzeptalternativen entwickelt werden. Eine wichtige Entscheidung dabei ist, ob sie das Mikro-Depot als Single-User-Hub oder als Multi-User-Hub konzipieren wollen, also, ob ein oder mehrere Paketdienstleister/Lieferanten den Hub nutzen.

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Durch Multi-User-Konzepte (White-Label-Hubs) können Sie als Stadtverwaltung verhindern, dass ineffiziente Parallelstrukturen und Insellösungen einzelner Paketdienstleister auf lange Sicht einen „Wildwuchs“ an Mikro-Depots im Stadtgebiet verursachen. Bedenken sie allerdings auch, dass Multi-User Konzepte einen höheren Koordinationsbedarf unter den Zulieferern erfordern.

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Wichtig ist bei einem Multi-User-Ansatz, dass Sie einen neutralen Betreiber für das Mikro-Depot ausfindig machen, dessen Aufgabe es ist, die betrieblichen Abläufe im Hub zu managen.

Ein weiterer Aspekt, der bei der Konzepterstellung zu bedenken ist, ist die Integration von zusätzlichen Service-Einrichtungen am Hub.

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Durch die Integration weiterer Service-Einrichtungen in den Hub, kann evtl. eine höhere Akzeptanz für den Hub in der lokalen Bevölkerung erwirkt werden, da neben der reinen Logistik-Funktion ein zusätzlicher Mehrwert für das Quartier entsteht.

Während der Konzeptentwicklung kann auch schon mit der Standortsuche begonnen werden. Nutzen Sie dabei den Kriterienkatalog der Logistiker aus Schritt 2, um die grundsätzliche Eignung der gefundenen Standorte zu identifizieren

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Beachten Sie, dass es sich bei der Standortsuche meistens um einen der aufwendigsten Schritte im Planungsprozess handelt. Planen Sie genug Zeitreserven dafür ein.

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Für jeden potenziellen Standort empfiehlt es sich einen ersten Entwurf der Mikro-Depot-Anlage sowie eine Grobkostenschätzung zu erstellen.

Außerdem sollten Sie sich überlegen, welche Fahrzeugtypen (Lastenräder, kleine elektrische Lieferwägen, etc.) sich für die Anlieferung der Güter am besten eignen, und wo die Kommissionierung der Güter stattfinden soll.

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Nehmen Sie die zu erwartende Sendungsstruktur im Untersuchungsgebiet als Grundlage für diese Entscheidung. Oft kann es sinnvoll sein, mehrere Fahrzeugtypen für die Auslieferung von einem Mikro-Depot-Standort vorzusehen. In diesem Fall muss jedoch der Standort für alle diese Fahrzeugtypen geeignet sein.

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Durch einheitliche Behältersysteme und eine Vorkommisionierung vor Ort wird die Effizienz der Betriebsabläufe deutlich gesteigert.

Quellen: Agiplan GmbH, 2019: 51; Assmann et.al., 2019: 15-16; Browne et.al., 2007: 61; Knese et.al., 2023: 18; Ninnemann et.al., 2019: 21, 37-40; Janjevic et.al., 2013: 16; Lichtfuß, 2024 (Interview); Seber, 2024 (Interview)